Mehr Pragmatismus statt bürokratischer Hürden und Parteiideologie
Haus & Grund fordert effektive Maßnahmen, weil Wohnen immer teurer wird, Bauen und Modernisieren abgewürgt werden
Höhere Zinsen, Inflation, gestiegene Preise und nicht zuletzt der akute Handwerkermangel führen zu einem Knick in der Bauwirtschaft. Dabei werden auch in einer Stadt wie Koblenz weiterhin neue Wohnungen gebraucht, sagt Christoph Schöll, Vorsitzender von Haus & Grund in Koblenz.
Das Ziel der Bundesregierung, pro Jahr 400.000 zusätzliche Wohnungen zu bauen, ist jedoch nach Ansicht des Eigentümerverbandes illusorisch. „Wir haben aktuell eine multiple Krisenlage, die nicht nur das Bauen und Modernisieren abwürgt, sondern das Wohnen enorm verteuert“, erklärt der Chef des Zentralverbandes Haus und Grund Deutschland, Kai Warnecke.
Die Vorschläge der Expertenkommission Gas und Wärme sind aus Sicht von Haus & Grund nicht überzeugend, weil sie statt einer praxistauglichen Lösung drei nicht umsetzbare und dazu komplizierte Lösungen umfassen: Einmal-Erstattung, Härtefonds und Gaspreisbremse, die darüber hinaus auch noch zeitlich gestaffelt sein sollen. „Zwar dürfen private Vermieter die Betriebskostenvorauszahlungen nur im Einvernehmen mit den Mietern erhöhen“, sagt Christoph Schöll, „sie müssen also bei enorm gestiegenen Preisen für Energie in Vorlage gehen, bleiben im schlimmsten Fall auf ihren Kosten sitzen, wenn Mieter nicht zahlen können, was sie verbraucht haben. Allein das ist schon ungeheuerlich“.
„Und nun sollen die Vermieter laut Expertenvorschlag die nicht erhöhten Betriebskostenvorauszahlungen auch noch für einen Monat absenken“, kritisiert Schöll. Mindestens ebenso weltfremd erscheint dem Haus & Grund-Vorsitzenden der Vorschlag, dass die Gaspreisbremse erst nach der tatsächlichen Heizperiode greifen soll. Das sei viel zu spät, heißt es beim Eigentümerverband, der sich für eine sofortige, zielgerichtete und einfache Entlastung ausspricht.
Um die aktuelle Krisenlage zu entspannen, fordert Haus & Grund ein fünfjähriges Regulierungsmoratorium, um Vermietern, Selbstnutzern und Mietern die nötige Flexibilität zu geben. Unter anderem schlägt der Verband Folgendes vor:
- Keine Pauschalvorgabe, dass jede ab 2024 neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent auf der Basis von erneuerbaren Energien zu betreiben sein soll. Hier muss individuell geprüft werden, was technisch und aufgrund der aktuellen Lieferschwierigkeiten machbar ist.
- Bürokratische Hürden für Fotovoltaik-Strom in Mehrfamilienhäusern kippen.
- Fördern was gefordert ist; dies hilft, die Sanierungsrate zu erhöhen.
- CO2-Bepreisung beim Heizen aussetzen.
- Vermieter müssen immer dann die Heizkostenvorauszahlungen angemessen erhöhen können, wenn die Versorger ihrerseits die Vorauszahlungen erhöhen.
- Eine europäische Gesamtlösung für die Energieversorgung auf den Weg bringen, um die Abhängigkeit von russischem Gas zu beenden.
„Statt stur an Koalitionsvereinbarungen und ideologischen Parteiprogrammen festzuhalten, benötigen wir jetzt viel Pragmatismus, um aus der Krise herauszukommen“, erklärt Christoph Schöll. „Bezahlbares Wohnen, machbare Sanierungen auch im energetischen Bereich, der Abbau von Hürden und Bürokratismus im Bestands - wie im Neubau helfen allen - den Mietern, Vermietern und generell Handwerk und Wirtschaft.