Haus & Grund: Wohnungsbau kollabiert

Schöll: Förderchaos und Baunormen bremsen den Bau neuer Wohnungen

Bei der Vorstellung des Koblenzer Mietspiegels hat Christoph Schöll jüngst das Kernproblem der gestiegenen Mietpreise in der Rhein-Mosel-Stadt auf den Punkt gebracht: „Das Wichtigste ist, dass wir den Wohnungsbau insgesamt ankurbeln.“ Das Gegenteil aber ist der Fall, wie der Vorsitzende von Haus & Grund Koblenz feststellen muss: Statt mehr, werden immer weniger Wohnungen gebaut. In diesem Jahr sollen es nur noch 250.000 neue Wohnungen bundesweit sein, im kommenden Jahr könnte der Wohnungsbau sogar auf 200.000 und darunter abstürzen. „Diese Entwicklung wird sich auch in Koblenz bitter bemerkbar machen“, erklärt Schöll für den Eigentümerverband. „Die aus der Wohnungsknappheit resultierende hohe Nachfrage wird sich weiter in steigenden Mietpreisen bemerkbar machen. Der massive Druck auf dem Wohnungsmarkt, auch durch die vielen ukrainischen Flüchtlinge, wird sich noch verschärfen.“

Das Kieler Wohnungs- und Bauforschungsinstitut kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass die Bedingungen für den Wohnungsbau seit dem Zweiten Weltkrieg noch nie so schlecht waren. Deutschland rast im Eilzugtempo auf einen Kollaps beim Wohnungsbau zu. Unterbrochene Lieferketten, steigende Zinsen und hohe Baukosten machen den Baufirmen und den Investoren, vom privaten Häuslebauer bis zum großen Unternehmen, das Leben schwer. „Hinzu kommt das Chaos, das die Bundesregierung mit ihrem neuen Gebäude-Energie-Gesetz und einer nicht mehr erklärbaren Förderpolitik anstellt“, sagt Christoph Schöll und sieht sich mit seiner Kritik in einer Phalanx mit Verbänden der Wohnungs- und Bauwirtschaft ebenso wie der Baugewerkschaft IG Bau und dem Mieterbund, die alle zusammen mehr Initiative von der Berliner Politik fordern. Und Florian Becker, Geschäftsführer des Bauherren-Schutzbundes (BSB), hat jüngst festgestellt: „Die aktuellen Förderpläne der Bundesregierung werden durch praxisferne Anforderungen sehr wahrscheinlich keine Breitenwirkung entfalten können.“

„Ihr Ziel, 400.000 neue Wohnungen im Jahr, hat Bundesbauministerin Klara Geywitz schon lange aufgegeben“, sagt Haus & Grund Vorstand Lothar Breitenbach, „jetzt aber erlebt die Bundesregierung ihr baupolitisches Waterloo.“ Breitenbach fordert deshalb neben besseren Fördermodellen vor allem für junge Familien und mittlere Einkommen und dem Wegfall der Grunderwerbsteuer auch praxisorientierte energetische Auflagen sowie die Reform und Vereinheitlichung des Baurechts. „Noch können wir froh sein, dass wir in Koblenz bezahlbaren Wohnraum haben“, so Lothar Breitenbach, „das kann sich aber sehr schnell ändern, wenn der Bau weiter einbricht, was langfristige Folgen für die Konjunktur und die zur Verfügung stehenden Fachkräfte haben wird.“

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