Haus & Grund: Stoppt den Sanierungszwang von Millionen Wohnhäusern durch die EU
Christoph Schöll kritisiert, dass die Hausbesitzer wieder in teure Modernisierungen gezwungen werden sollen
Kaum ist das Heizungsgesetz der Bundesregierung entschärft, schon kommt das nächste Modernisierungsmonster auf die privaten Haus- und Wohnungsbesitzer zu. Und das kann laut Christoph Schöll für die Bürger noch wesentlich teurer werden als die Umstellung der Heizung. „Mit der Gebäuderichtlinie Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) will die EU-Kommission die Energieeffizienzklassen für Gebäude vereinheitlichen und eine Sanierungspflicht für Immobilien der schlechtesten Klassen einführen“, erläutert der rheinland-pfälzische Vorsitzende des Eigentümerverbandes Haus & Grund, der für rund 46.000 Mitglieder spricht. Schöll weiter: „Es ist unerträglich, dass die Bürger wieder gezwungen werden sollen, teure Modernisierungen in kürzester Zeit zu erledigen. Auch bei der EU-Kommission hat man offenbar noch nicht verstanden, dass man damit radikalen politischen Kräften die Wähler in die Arme treibt.“
Geplant ist, dass der Wohnungsbestand künftig in Energieeffizienzklassen von A bis G eingeteilt wird. Wobei Klasse A die Häuser mit der besten, G jene mit der schlechtesten Energieeffizienz sind. Noch ringen EU-Parlament und Ministerrat der Staaten um die genaue Einstufung in die Klassen D bis G, ebenso wie um die Konsequenzen aus der Einstufung. So will das Europaparlament, dass alle Gebäude bis 2033, also in nur zehn Jahren, mindestens die Klasse D erreichen – und das sind immerhin rund 45 Prozent aller Wohngebäude europaweit. Dem Ministerrat schwebt hingegen vor, dass die Häuser in jedem einzelnen Land 2033 im Durchschnitt die Klasse D erreichen – womit es durchaus noch Gebäude der Klassifizierungen E bis G geben könnte.
„Über die Köpfe der Menschen hinweg soll wieder einmal eine restriktive Gesetzgebung geschaffen werden“, so Christoph Schöll, „die viele Hausbesitzer in der Kürze der Zeit gar nicht bezahlen können. Ich erinnere daran, dass viele der betroffenen Eigentümer älter sind, die die Immobilie für ihren Lebensabend vorgesehen haben und im Zweifelsfall auch keinen Kredit mehr bekommen.“ Nach aktuellen Zahlen aber sind in Deutschland die meisten Gebäude in schlechten Energieeffizienzklassen Ein- und Zweifamilienhäuser. „Damit sind, wie bereits beim ersten Entwurf des Heizungsgesetzes, ausgerechnet wieder die vielen privaten Eigentümer Hauptbetroffene dieser politischen Amokfahrt“, so Christoph Schöll. „Unser Verband hat ausgerechnet, dass die Modernisierung eines 140 Quadratmeter großen Einfamilienhauses je nach Zustand zwischen 100.000 und 180.000 Euro kostet. Das ist für viele Eigentümer absolut nicht machbar.“
„Der größte Unsinn“ des EU-Vorhabens aber ist laut dem Haus & Grund-Vorsitzenden das Ansinnen, auf EU-weit einheitliche Grenzwerte zu verzichten. Geplant ist, dass die Einstufung in Relation zum allgemeinen Zustand der Gebäude im jeweiligen Land erfolgen soll. „Das bedeutet, dass ein Haus mit einem bestimmten Energieverbrauch zum Beispiel in Italien als halbwegs effizient gelten kann, in Deutschland mit seinen im Vergleich jetzt schon höheren Standards aber als Sanierungsfall gilt. Heißt konkret: Weil die deutschen Hausbesitzer bereits einiges in die Modernisierung gesteckt haben, würden sie dann abgestraft und müssten tiefer in die Tasche greifen als andere. Das ist eine massive Ungerechtigkeit.“
Noch einmal fordert Haus & Grund dazu auf, statt weitere Zwangsmaßnahmen einzuführen, auf den CO2-Emissionshandel zu setzen. Dieser sei ein „wirksames und effizientes“ Instrument für den Klimaschutz und aktiviere zugleich die Kräfte des Marktes.