Haus & Grund: Situation auf dem Wohnungsmarkt führt zu gesellschaftlichen Verwerfungen

Probleme vor allem in den Städten – Auch Koblenz ist betroffen

„Der Wohnungsmarkt ist in allen Städten dicht, auch in Koblenz“, sagt Christoph Schöll, Vorsitzender des Eigentümerverbandes Haus & Grund in Koblenz. „Wir sind da an einem Kipppunkt. Das führt meines Erachtens jetzt schon zu gesellschaftlichen Verwerfungen, die für unser Gemeinwesen sehr gefährlich sind.“

Nicht nur der Traum von einem Eigenheim, auch der Wunsch, eine passable Mietwohnung zu ergattern, wird für Stadtbewohner immer schwieriger. Christoph Schöll nennt die Gründe, warum das so ist: Die Bauwirtschaft steckt in der Krise, es kommt zu wenig neuer Wohnraum auf den eh schon prekären Markt. Gestiegene Zinsen und Kosten sind die Hauptgründe dafür. Zugleich suchen derzeit auch noch verstärkt ukrainische Flüchtlinge und Asylbewerber Wohnraum. Die Hiobsbotschaften, dass auch größere Bauträger laufende Projekte stoppen oder ganz aufgeben müssen, ist für Schöll ein Zeichen der Misere. Er sagt: „Wir können nur hoffen, dass wir in Koblenz davon einigermaßen verschont bleiben.“

Auch Haus & Grund Vorstand Lothar Breitenbach sieht sich in seiner Einschätzung der wachsenden Probleme durch die Analysen von Wissenschaftlern bestätigt. So sieht der Soziologe Jens Beckert, Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln, in der Wohnungsfrage ein Ventil für allgemeine Frustration. Die aktuelle Krisensituation führe zu einer großen Verunsicherung in der Gesellschaft, vor allem in der Mitte. Beckert erklärt: „Wenn da das Vertrauen schwindet, dass der Staat mit einer Aufgabe wie der Erstellung von angemessenem Wohnraum überfordert ist – dann ist das historisch.“

Für den Vorsitzenden von Haus & Grund in Koblenz ergibt sich daraus, dass der Staat nun alles tun muss, um die Bautätigkeit anzuregen. Christoph Schöll erklärt: „Bundes- wie Landesregierung müssen einen Schwenk um 180 Grad machen und das Bauen und Sanieren im Bestand mit entsprechender Förderung unterstützen, ohne dies immer und ewig an utopische energetische Standards zu koppeln.“ Ein erster Schritt wäre, so Lothar Breitenbach, die Abschaffung der Grunderwerbsteuer beim Ersterwerb einer Wohnimmobilie. „Das ist das Mindeste, was jetzt auf staatlicher Seite passieren muss“, fordert er.

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