Haus & Grund: Bundesregierung will endlich Baustandards vereinfachen
Christoph Schöll: Pläne können das Bauen auch in der Region günstiger machen und den Wohnungsbau fördern
Die Bundesregierung will das Bauen einfacher und damit billiger machen, indem sie die Regelflut am Bau eindämmt. „Endlich“, sagt Christoph Schöll, Vorsitzender des Eigentümerverbandes Haus & Grund in Koblenz und auf Landesebene. „Es sind unter anderem die hohen Standards, die das Bauen teuer machen, sodass in der Folge die Zahl der neuen Wohnungen zurückgeht, obwohl wir gerade in den Städten viel mehr Wohnraum benötigen.“ Experten schätzen, dass allein dieses Vorhaben der Regierenden in Berlin zu einer Baukostenersparnis von etwa zehn Prozent führt.
Justizminister Marco Buschmann (FDP) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) haben ihr Projekt „Gebäudetyp E“ getauft. E wie einfach. Heißt konkret: Gebäude werden so simpel wie möglich gebaut, ohne bisherige Standards für Komfort und Ausstattung zu beachten. Abstriche an Sicherheit und Brandschutz soll es jedoch nicht geben. „Wenn es damit auch gelingen würde, die grüne Regelflut an Bio-Vorschriften einzudämmen“, so Christoph Schöll, „dann wäre dies der Anfang einer Zeitenwende und könnte dazu beitragen, den Baukostenanstieg dauerhaft zu verändern und der aktuellen Wohnungsnot Haus für Haus zu begegnen.“
In einem nächsten Schritt müssten nach Ansicht von Haus & Grund dann die Bauvorschriften der Bundesländer angepasst und vereinfacht werden. „Es ist doch nicht nachvollziehbar, dass die Höhe eines einfachen Handlaufs je nach Land unterschiedlich vorgeschrieben ist“, erklärt Christoph Schöll. „Allein an diesem Beispiel lässt sich schon erkennen, dass günstigeres, serielles Bauen in der Bundesrepublik durch die vielen Regelungen unmöglich gemacht wird.“
Und noch ein weiterer Faktor spielt bei den hohen Baukosten eine Rolle: Viele neue Standards setzt nicht der Staat, sondern die Branche selbst. In den dafür zuständigen Normierungsausschüssen aber sitzen auch etliche Hersteller und Zulieferer, die natürlich von höheren, gediegeneren und damit teureren Standards profitieren. Am Ende muss dies der Bauherr bezahlen, private Eigentümer ebenso wie Wohnungsunternehmen. Und mit den Preisen erhöhen sich zwangsläufig auch die Mieten. „Auch an dieser Stelle muss jetzt angesetzt werden, um eine Wende auf dem Wohnungsmarkt zu erreichen“, fasst Christoph Schöll zusammen.